Um konkrete Aussagen tiber sinnvolle Mafinahmen hin zu einer okologisch gepragten Energiewirtschaft machen zu konnen, muss zunachst der Istzu – stand bekannt sein. Dabei beschranken wir uns ganz bewusst auf die BRD (alte Bundeslander) als typisches Industrieland, das allein durch Entwick- lung neuer bzw. verbesserter Verfahren und Produkte im Rahmen des Welthandels bcstehen kann.
In der Wiederaufbauphase der BRD konnte iiber Jahrzehnte eine direkte Verknupfung des Bruttosozialproduktes* (BSP) mit dem Primarenergie – verbrauch (PEV) festgestellt werden. In diesem Zeitabschnitt bis zur poli – tisch verursachten 1. Olkrise war somit auch der Kosten/Energie- Umrechnungsfaktor f = BSP/PEV (Abschn. 2.2.1) in idealer Weise konstant (Bild 144). Verstandlicherweise waren auch die Planungen der Energiewirtschaft an diese Proportionalitat PEV – BSP und ein moglichst gleich – formigcs Wachstum des Bruttosozialprodukts gekniipft. Die Ursache fiir diese Proportionalitat war der modulhafte Aufbau der Nachkriegsindustrie (unveranderte Produktionsverfahren und Energieprozesse im Zeitabschnitt der Aufbauphase). Durch die vom Olpreis-Schock ausgelosten energe – tischen RationalisierungsmaSnahmen wurde eine Entkopplung des Primar – energieeinsatzes vom Bruttosozialprodukt eingeleitet. Dennoch hat sich der Zahlenwert des Kosten/Energie-Umrechnungsfaktors nicht wesentlich ver – andert (Bild 144), was anzeigt,
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Anstiilt des Bruttoso/ialprodukts B5P ist heule das Bruttoinlandsprodukt BIP zu verwenden
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Bild 144 Zeitliche Entwicklung dcs Bruttosozialprodukts (BSP) und des Primarenergieverbrauchs (PEV), bezogen auf die Situation von 1960
dass tiefergehende Rationalisierungen dennoch nicht stattgefunden haben (Bild 145). Bis zur Jahrtausendwende konnte in der BRD ein sich stabili – sierender Primarenergieverbrauch pro Jahr von
■ PEV = 400 ■ 106 t SKE = 3,3 * W[17] [18] kWW
beobachtet werden, der sich etwa wie folgt aufschlusselte:
Strom: 0,4 PEV
Treibstoff: 0,2 PEV
Raumwarme: 0,2 PEV
Prozefiwarme: 0,2 PEV
Die dabei entstandencn Kohlendioxidemissionen in der BRD von rund 800 * 106 t CO2/a [17] sind zwar brennstoffabhangig, verteilen sich aber dennoch prozentual grob nach dem obigen PEV-Schlussel, da Kohle und Erdol als Primarenergietrager dominieren. Anhand dieser wenigen energetischen Eckdaten lassen sich bereits Aussagen liber mogliche C02“Reduzierungen2 machen. Insbesondere eine schnelle C02-Reduzierung kann allein durch einfache Mafinahmen zur rationelleren Energienutzung erreicht werden. Im wesentlichen sind dies auf der Erzeugerseite die Nutzung der Kraft- Warme-Kopplung und auf der Verbraucherseite MaRnahmen zur Verbesse – rung der Energieausnutzung. So bringt eine realistische Reduzierung der Raumwarme durch Warmeschutz der Gebaude und bessere Heizgerate auf 1/3 des derzeitigen Wcrts eirie Einsparung von 13 % des PEV, dcm eine CO2- Reduzierung von ebenfalls etwa 13 % (ca. 100 * 106 t CO2) entspricht Durch eine Senkung des Stromverbrauchs (energie-defensivere Verbraucher) um 10 % lassen sich dagegen nur 4 % am PEV einsparen. Dies zeigt dass wirksame Reduzierungen vor allem anf dem Warmesektor vorzunehmen sind. Das Warmepotential aus der Warme-KrafEKoppelung muss mit genutzt werden, um das CCb-Reduzierungsziel (25 % bis 2005) iiberhaupt erreichen zu konnen. Aber auch ein weiterer Strukturwandel in der Volkswirtschaft der BRD kann C02-mindernd wirkcn. Insbesondere die metallschaffende Industrie ist iiberproportional am Primarenergie verb rauch beteiligt [18].
Das auch heute noch bestehende Uberangebot an Energie verleitet zur Energieverschwendung. Dies wird besonders deutlich durch Bild 145 belegt, das zeigt, dass der Primarenergieverbrauch (PEV) in der BRD insgesamt nur zu 30 % genutzt wird und es liber den gesamten Zeitraum von nahezu zwei Jahrzehnten zu keiner Verbesserung der Energieproduktivitat gekommen ist obwohl hier ein riesiges Potential zur Verfugung steht. Der Riickgang des Primarenergieverbrauchs in Bild 144
E/PEV
0,3
I 1—————- 1.. …………. F— I960 1970 1980 |
Bild 145 Zur Effizienz der Primarenergienutzung in der BRD
(zum leichteren Vergleich nochmals in Bild 145 mit dargestellt) ist also keine Folge einer effizienteren Energienutzung, sondern im wesentlichen das Ergebnis eines beginnenden Strukturwandels von der Schwerin – dustrie hin zu mehr Dienstleistungsgewerbe.
Nach der Wiedervereinigung und der weitgehenden Abschaltung der maro – den DDR-Anlagen herrschen fiir Gesamtdeutschland insgesamt Verhaltnisse wie zuvor in der BRD. Die zuvor aufgezeigte grobc Aufteilung des PEV bleibt unverandert. Der PEV pro Jahr ist lediglich angcstiegen und hat sich fur Gesamtdeutschland bei etwa
PEV – 500 ■ 106 t SKE = 4 • l()n kWh
eingependelt, so dass die Stromproduktion insgesamt bei
Ed – 0,4 PEV* rf = 600 • 10y kWh
licgt. Die Kohlendioxidemission hat sich bei etwa 950 ■ 106 t CCb stabilisiert.